Digitaler Produktpass
Worauf es ankommt und wie dieser in der Praxis umgesetzt werden kann
Interview mit Bruno Schulze, Consultant, SQL Projekt AG
Mit dem Lieferkettengesetz und dem Digitalen Produktpass schafft die Politik Vorschriften, um nachhaltige Praktiken in der Wirtschaft zu fördern. Kunden und Kundinnen sollen zukünftig jederzeit auf transparente Informationen zum erworbenen Produkt zugreifen können. Der Produktpass soll den Konsumierenden digital bereitgestellt werden. Auch Lieferanten müssen Daten offenlegen und mit den Stakeholdern teilen. Wie dies in der Praxis aussehen kann, berichtet unser Kollege Bruno Schulze nachfolgend.
Welche Voraussetzungen müssen im Unternehmen geschaffen werden, um einen Digitalen Produktpass umzusetzen? Was wäre von Vorteil?
Bruno Schulze: Am wichtigsten ist hier eine klare Zielstellung bzw. eine Strategie. Womit möchten Sie einen Wettbewerbsvorteil generieren? „Ins Blaue“ hinein zu programmieren ist bei der heutigen Komplexität von Unternehmen nicht tragbar. Zur Zielstellung, egal wie man die auch benennt, gehören die fachlichen Prozesse und deren Datenströme. Diese sollten Sie kennen und auch in Verbindung zur Wertschöpfungskette setzen können. Womit verdienen Sie Geld? Für eine effektive Entwicklung ist dann eine dokumentierte IT-Infrastruktur wichtig sowie ein direkter Ansprechpartner für die Systemadministration.
Sofern diese Punkte nicht gegeben sind, sollte man sie in einem Workshop erarbeiten.
Wie kann man alle Daten aus verschiedenen Systemen, auch aus Systemen von Zulieferern, zugänglich machen? Wie sieht die technische Umsetzung aus?
Am besten über eine Website mit gewissen Zugangsvoraussetzungen. Wenn Sie bereits einen Webshop haben, können Sie diesen verwenden. Die Möglichkeiten Daten in einem Frontend bereitzustellen sind sehr umfangreich. Hierfür kann ich keine klare Empfehlung aussprechen.
Stark empfehlen kann ich aber die Nutzung einer Integrationsplattform. Kern der Anwendung ist, unabhängig der Endwendung, dass TRANSCONNECT® die Informationen automatisiert im Hintergrund zusammenträgt und die Daten Prozessen sichtbar macht. So kann jederzeit nachvollzogen werden welche Daten wohin transferiert wurden. Auf die einzelnen Informationen der Subsysteme (ERP/Dateisystem/Webservice/…) wird mittels verschiedenster Adapter zugegriffen. Die einfachste Möglichkeit in TRANSCONNECT® ist hier beispielsweise der Datenbankadapter, mit diesen klassische SQL-Befehle ausgeführt werden. Gleichzeitig ist auch eine Anbindung an SAP möglich, der Zugriff auf ein entsprechendes DMS oder die Kommunikation mit einer Maschine mit den OPC-Adaptern. Uns geht es vorrangig um das Management von Datenströmen.
Ist der Digitale Zwilling die einzige Möglichkeit, um die Daten zu aggregieren und abzubilden?
Der Digitale Zwilling ist ein großer Begriff. Je nach Darstellung (Webshop/Website/Dashboard..) und Integrationstiefe kann man dann von einem digitalen Zwilling sprechen oder nicht. Der Digitale Zwilling ist ein Sammelbegriff. Hier müssen wir von der anderen Seite herdenken. Was ist mein Produkt? Was ist meine Zielstellung? Und welche Technologie unterstützt meine Anforderung am besten? Das kann ein digitaler Zwilling sein – muss aber nicht.
Wie bekomme ich die Daten aus dem virtuellen Abbild in einem Portal visualisiert?
Mein Team und ich haben es bei einem unserer Kunden in der Produktion in einem einfachen Frontend gelöst. Hier gibt es richtig viele Anbieter, die dafür Spezialisten sind. In unserem Fall haben wir das Portal mit einem einfachem HTML-Framework umgesetzt.
Wie kann der Kunde zukünftig auf die Daten zugreifen? Via QR-Code?
Über eine Website bzw. vielleicht eingebettet im Webshop. Abgefragt wird Auftragsnummer und Postleitzahl als Authentifizierung. Der QR-Code ist nur dafür da, die Website zu finden und das Feld ‚Auftragsnummer‘ vorauszufüllen.
Sind Standardsysteme von Vorteil gegenüber individuellen Lösungen oder Eigenentwicklungen?
Standardsysteme machen die Integration wasserfester und langfristiger. Sie sind aber auch komplexer bei der Anbindung. Aber gibt es diese in der Realität auch? Meine Erfahrung zeigt, dass in einem dynamischen Marktumfeld auch die entsprechenden IT-Systeme ständig im Wandel sind. Die Kunst ist es einheitliche Formate zu finden die leicht zu warten und anzupassen sind. Um dann später weitere Systeme und deren Daten hinzuzuziehen, können alle Schnittstellen über eine zentrale Stelle gewartet und Daten untereinander automatisiert ausgetauscht werden.
Inwiefern wirkt sich die Transparenz der Daten im Produktpass negativ auf die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen aus?
Wenn alle darauf zugreifen können, ist es mehr ein Datensicherheitsthema. Hier sind spezifische Abmessungen und vor allem die Preise riskant, wenn der Wettbewerber das Sehen kann und den Produktpreis ggf. unterbieten kann.
Allgemein ist die Transparenz von Produktdaten eher als ein Verkaufsargument zu sehen.
Sie haben Fragen? Dann nehmen Sie gern Kontakt mit mir auf!
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